Wie setzt man sich selbst ein Denkmal im Supermotosport? Vielleicht so wie Kevin, der letztes Wochenende dieses Rennen ganz allein bestritt, während die anderen 17 Teams auf 3 bis 4 Fahrer setzten, so wie es bei einem so langen Rennen üblich ist. Wenn man dann noch mit 2 Runden Vorsprung ins Ziel kommt, dann wird man schon zur Harzring-Legende.
Der Adenauer verzichtete bewusst auf das 1stündige freie Training, um halt eben Kraft für die lange Distanz am gleichen Tag zu sparen. Beim Zeittraining konnte er sich dann direkt den 1. Startplatz sichern. „Ich mag den Harzring sehr und war noch letzte Woche dort trainieren, ich war mir sicher, auf das freie Training verzichten zu können“ erzählt der Held des Wochenendes, sichtlich müde aber glücklich. „Beim sogenannten Le Mans Start, bei dem die Fahrer erst zu ihren Bikes rennen müssen, kam ich nur als Dritter weg, konnte mich in der ersten halben Stunde aber schon wieder an die Spitze setzen“. Bei diesem Rennen gab es keinen Offroad und so konnte der am Nürburgring beheimate Racer seine Asphaltstärke voll ausspielen, denn auch in seinem Hauptbetätigungsfeld, der Internationale Deutsche Supermoto Meisterschaft IDM legt er sich seine Mitstreiter fast immer auf der Bremse zurecht.
Geplant und durchgeführt war der Wechsel auf das zweite Motorrad für ihn nach 50 Runden und anstelle wie die Teams mit mehreren Fahrern ausgeruht in den nächsten Turn zu gehen, hieß es für den 24jährigen in Wildwestmanier auf das andere Bike springen und weiter. Dank seiner guten Kondition behielt er nach dem Wechsel nicht nur P1, er hatte schon einen Abstand von 41 Sekunden herausgefahren. Für seinen Vater und Mechaniker Ralf war das ganze nicht minder anstrengend, denn er mußte dass Bike ja sofort wieder Einsatzbereit für den nächsten Turn machen. Da auch jeder Zeit was passieren kann, was einen vorzeitigen Wechsel der Fahrzeuge bedeuten würde, hieß es auch für ihn keine Zeit verlieren. Aber er hatte die Motorräder erstklassig vorbereitet und es gab keinen außerplanmäßigen Boxenstop, sondern genau nach 50 weiteren geplanten Runden.
Nach diesem Bikewechsel gab es einen Unfall, der eine Rennunterbrechung mit sich führte, was auch immer mentale Stärke erfordert.
Auch im nächsten Turn konnte der mit Trinkrucksack bewaffnete Kevin seinen Vorsprung weiter ausbauen und letztendlich den Sieg mit einem komfortablen Abstand von fast 2 Runden einfahren.
„Ich bin wirklich so happy“ strahlt er über das ganze Gesicht. „Am Anfang hat jeder dem ich erzählt habe, dass ich alleine fahren will, mich für verrückt gehalten – jetzt haben sie die Bestätigung“. Die Respektbekundungen seiner Mitstreiter hat er sich auf jeden Fall redlich verdient.
Nächstes Wochenende geht es dann auch für ihn schon weiter beim Saisonfinale in der Supermoto IDM in Harsewinkel.