Gerd Körber; Mission Indien erfolgreich beendet.

Gerd Körber; Mission Indien erfolgreich beendet.

Der Helmlingener bescherte seinem Team die ersten Podiumsplätze

Bei der 4. Auflage der T 1 Prima Truck Racing Championship verstärkten sich die Inder wieder mit euro­päischen Top-Fahrern. Mehrere englische Fahrer nahmen schon länger an der Meisterschaft teil. Gemeinsam mit Steffi Halm vertrat Gerd Körber nicht nur den europäischen Truck-Race, sondern auch den deutschen Motorsport. Als Rennfahrer aber auch als Motorsport-Botschafter reiste Körber bereits nach Brasilien und China. Neben den Rennen konnte der dreifache Europameister jede Menge Ein­drücke sammeln. „Es gab so viel Beeindruckendes, das fing bereits mit dem Flug mit dem Airbus A380 an und ging dann weiter mit dem chaotischen Verkehr in Indien. Hier fährt alles auf der Autobahn, Auto, Traktor, Mopeds – und manchmal kommen sie dir auch auf deiner Seite entgegen. Das ist nichts für europäische Nerven.“

An der Rennstrecke herrschte der Glanz von Bollywood. „Hier können sich europäische Veranstalter eine Scheibe abschneiden. Wir bekamen eine klimatisierte Hospitality mit WC, Duschen, Fernsehen, komfortablen Möbeln und eine erstklassige Versorgung.“ Die Fahrerbesprechung hielt der ehemalige Formel 1-Fahrer Karun Chandhok ab. Die sechs Europäer wurden anschließend den Teams zugeteilt. Gerd Körber gehörte zum Team Daredevil Warriors (tollkühner Kämpfer). Wer Gerd Körber kennt, weiß, hier ist der Teamname Programm. Die Teams sind mit den europäischen nicht zu vergleichen: „Jedes Team war mit 30 Mechanikern bestückt. Es herrschte ein riesiges Chaos. Dabei darf an den Race Trucks nichts verändert werden!“ Nach den ersten Runden auf den einheitlichen TATA Trucks stellte Körber enttäuscht fest: „Mein Truck gingen überhaupt nicht“. Ich kam einfach nicht auf gute Zeiten. Abends entschied der Veranstalter, dass die Europäer und die Inder in getrennten Rennen fahren sollten. Zwischen den Fahrern lagen ca. 3,5 Sekunden Differenz pro Runde. Damit starteten die 14 Europäer in einem eigenen Rennen. Quasi ein Europameisterschaftslauf auf indischem Boden.

Samstag:

Überraschend durften an den Trucks Teile verändert werden, so dass bei Körber’s Truck die komplette Hinterachse getauscht wurde. Im anschließenden Zeittraining war man damit 2,5 Sekunden schneller als am Vortag. Am Ende war es der dritte Startplatz. Gerd Körber wurde danach von seinem Team beinahe göttlich verehrt. „Die Mechaniker ließen mich nicht mehr alleine aussteigen, alle 30 Mechaniker trugen mich auf Händen durch das Fahrerlager. Ich hatte dabei mehr Angst, dass die mich fallen lassen.“

Sonntag:

Der Start war für Gerd Körber die kritischste Phase: „Die Trucks haben wenig Leistung, daher muss man den Motor auf Drehzahlen halten. Bei den rechtsgesteuerten Trucks gar nicht so einfach. Die Engländer, die schon länger hier fahren, hatten ihre Tricks. Ich versuchte es mit der Handbremse. Es war zwar nicht die beste Lösung, aber ich blieb mit an der Spitze.“ In der zweiten Runde bremste er sich an Antonio Albacete vorbei und belegte hinter David Vrsecky den zweiten Platz. Beiden konnten sich vom Ver­folgerfeld absetzen und belegten nie gefährdet die beiden ersten Plätze. Hinter den beiden flogen im Verlauf des Rennens aber die Fetzen. Der „tollkühne Kämpfer“ Körber hielt sich aus allen Scharmützeln raus, und der Erfolg gab ihm Recht.

Das zweite Rennen startete mit zweistündiger Verspätung. David Vrsecky und Gerd Körber teilten sich die erste Startreihe. Am Start hatte Körber die Nase leicht vorn. „Ich hatte jetzt raus, wie man mit der Handbremse den Motor hochhalten konnte.“ Die erste Kurve nahmen beide Seite an Seite, durch einen leichten Rempler schob sich der Tscheche wieder an die Spitze. Wiederum konnten sich beide absetzen, mussten aber vermehrt ihr Augenmerk auf die Strecke als auf den Gegner legen. „Ich weiß nicht was hinter uns los war, aber die gesamte Strecke war mit Blech- und Kunststoffteilen übersät.“ An der Spitze hatten es sich die beiden etwas gemütlich gemacht, als plötzlich Norbert Kiss auftauchte und Körber die komplette Gegengerade vor sich her schob. Körber wollte sich noch wehren, aber der Leistungsüber­schuss des Ungaren war zu groß. Kiss übernahm den zweiten Platz und machte Jagd auf Vrsecky. Der Tscheche siegte am Ende knapp vor dem Ungaren und Gerd Körber. Er war mit dem dritten Platz hoch­zufrieden, mutmaßte aber über den Leistungsschub des Ungaren: „Norbert Kiss fährt für das TATA Werksteam, keine Ahnung, aber vielleicht haben die ein paar PS mehr in dem Einheits-Triebwerk. Aber mit zwei Podestplätzen bin ich absolut zufrieden. Mein Team hatte in den vergangenen vier Jahren noch nie einen Podiumsplatz herausgefahren und jetzt gleich zwei. Die flippen total aus.“

Für Gerd Körber war Indien eine Reise wert. Nicht nur die Rennen, auch Indien ist eine eigene Welt. Das gesamte Erleben lag zwischen Chaos und Bollywood. „An den Verkehr und das Gewusel könnte ich mich nie gewöhnen, aber eines muss man den Indern lassen: Was die Veranstaltung und das Umfeld betrifft, können sich einige in Europa eine Scheibe abschneiden. Hier in Indien auf der Rennstrecke war alles absolut sauber, alles in einem Top-Zustand. Dass ich das alles einmal erleben durfte, dafür möchte ich mich bei Fabien Calvet bedanken. Es war der erste Höhepunkt zu meinem 30jährigen Truck Race Jubiläum.“

Und den Indern und seinem Team Daredevil Warrior gab der „tollkühne Kämpfer“ ein Versprechen: „Wenn ich nochmals eingeladen werde, werde ich dieser Veranstaltung immer wieder zusagen. Es war einfach nur genial.“

Text/Foto: Gerd Körber