Glückliche AC Mayen Piloten, Brüderpaar Nett feiert Klassensieg – Leon Dreiser im vorderen Mittelfeld

Glückliche AC Mayen Piloten, Brüderpaar Nett feiert Klassensieg – Leon Dreiser im vorderen Mittelfeld

Mayen/Nürburgring – Samstagmorgen. Qualifying zum zweiten Lauf der diesjährigen Nürburgring Langstrecken Serie (NLS). Jürgen Nett befindet sich auf seiner In-Lap, d.h. er hat gerade seine Zeit gesetzt, als er funkt: „Meine Motorhaube ist weggeflogen!“ Sollte sich das Pech aus dem ersten Rennen vor 14 Tagen, als eine unverschuldete Kollision Netts Rennen jäh beendet hatte, beim NIMEX 47. DMV 4-Stunden-Rennen etwa fortsetzen? Ein weiterer Funkspruch beim Einbiegen in die Boxengasse und ein Blick auf den Kalender dürfte den Puls der Boxencrew des Kölner Rennstalls „mathilda racing – Team LAVO Carwash“, für den sowohl besagter Jürgen Nett als auch sein Bruder Achim in diesem Jahr unterwegs sind, wieder auf Normalzustand gebracht haben. „April, April!“, schickte der 56-jährige nämlich hinterher – es war in der Tat der 1. April.

Und auch das sprichwörtliche Aprilwetter machte an diesem Samstag seinem Namen alle Ehre. Regen, nasse Strecke, abtrocknende Fahrbahn, wieder Regen. Die Wetterlage machte es den Piloten nicht einfach. Dennoch sprang für die Besatzung des VW Scirocco R mit der Startnummer 489, zu der neben dem Brüderpaar Nett auch noch Felix Schumann (Riegelsberg) und Teamchef Michael Paatz gehören, ein sehr guter dritter Startplatz in der mit 16 Fahrzeugen stark besetzten Klasse VT2-FWD heraus.

Der Rennstart oblag dann abermals Jürgen Nett, der sich aus Sicherheitsgründen trotz immer weiter abtrocknender Strecke für eine Intermediates-Bereifung entschied, um nach dem Rennen einzugestehen, dass Slicks doch die bessere Wahl gewesen wären. Den Start ging der Meister von 1987 ob der Erfahrungen beim letzten Lauf etwas verhaltener an, verlor zwar einige Plätze, lag nach Rückkehr auf Start und Ziel jedoch bereits wieder auf dem zweiten Klassenrang. Der führende Hyundai i30N Fastback konnte sich allerdings zunächst etwas absetzen. Dieser Vorsprung wurde aber durch Felix Schumann, an den Jürgen Nett nach rund einer Stunde Renndauer übergeben hatte, egalisiert. Mit dem härtesten Gegner gleich aufliegend und im Wissen, dass dieser keinen geringeren als Michael Bohrer (an dessen Seite Jürgen Nett einst Werkseinsätze für Peugeot fuhr) ins Auto setzen würde, änderte das Team seine Strategie. Achim Nett bewegte den Wolfsburger Boliden lediglich 2 Runden durch die „Grüne Hölle“, Michael Paatz kehrte sogar schon nach einem Umlauf wieder an die Box zurück und übergab an Felix Schumann. Dieser enttäuschte die Erwartungen nicht und brachte den Scirocco mit knapp 19 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Diese taktische Meisterleistung der Paatz-Truppe wurde dann auch noch mit einem Besuch auf dem Siegertreppchen belohnt. Die Organisatoren wählen seit diesem Jahr immer einen Klassensieger aus, der sich zu den Gesamtsiegern des Rennens aufs Podest gesellen darf – Siegerkranz und Sektdusche inklusive. Für Jürgen Nett war es übrigens der bereits 91. Klassensieg seiner Langstrecken-Karriere am Nürburgring, Bruder Achim überholte mit seinem 25. Klassensieg Vater Ludwig Nett.

Mit einem Podestplatz bei seinem Debüt in der NLS vor zwei Wochen im Rücken, ist Leon Dreiser aus Mayen ins Rennen gegangen, der in seiner Kart- und Automobilslalom-Zeit durch Nett Motorsport gefördert worden war und nun im selben Team wie seine damaligen Mentoren fährt. Er steuert dabei ebenso einen VW Scirocco R (Startnummer 498) und teilt sich das Cockpit mit Timo Beuth aus Wachtberg und dem Aachener Wolfgang Haugg. Die Truppe platzierte sich im Zeittraining als Zehnter von 16 Startern. Startfahrer Haugg wartete mit einer recht unorthodoxen Reifenwahl auf: an der Vorderachse ließ er Slicks montieren, hinten dagegen Regenreifen. Diese Wahl zahlte sich aus, und Haugg fuhr auf den dritten Klassenrang vor. Während des Stints von Timo Beuth pendelte man sich dann zwischen dem dritten und vierten Rang ein. Um der vorgeschriebenen Mindeststandzeit von insgesamt acht Minuten an der Box Rechnung zu tragen, verweilte man dann allerdings 3 Minuten in der Boxengasse, wodurch Leon Dreiser als Sechster seinen Turn startete, einen Platz gutmachen konnte, dem überlegenen Topspeed der Hyundais auf der langen Döttinger Höhe aber chancenlos gegenüber stand, und den gewonnen Platz wieder hergeben musste. Insgesamt zeigte sich der 20-jährige jedoch zufrieden und schaut erwartungsvoll auf den dritten Meisterschaftslauf am 15. April entgegen.

Text/Fotos Andreas Krein