Vom Programmverkäufer zum Rennleiter: Ralf Fuss vom AC Mayen blickt auf ein beeindruckendes Ehrenamt beim ADAC Truck-Grand-Prix zurück und verabschiedet sich zugleich aus der ersten Reihe.

Vom Programmverkäufer zum Rennleiter: Ralf Fuss vom AC Mayen blickt auf ein beeindruckendes Ehrenamt beim ADAC Truck-Grand-Prix zurück und verabschiedet sich zugleich aus der ersten Reihe.

Nürburgring – Ralf Fuß ist Ehrenamtler durch und durch. Viele Jahre war er Sportleiter des AC Mayen und steht dem Verein noch heute als Helfer und Ratgeber zur Seite. Seine große Leidenschaft sind Veranstaltungen. Beruflich und im Ehrenamt. Seit 2005 war der 62jährige hauptverantwortlicher Rennleiter beim Internationalen ADAC Truck-Grand-Prix. In diesem Jahr zum letzten Mal. Mit welchen Gefühlen blickt Ralf Fuß zurück und was rät er Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten?

Der ADAC Mittelrhein hat nachgefragt!

Ralf, war das in diesem Jahr wirklich Dein allerletzter ADAC Truck-Grand-Prix?
Es war mein Letzter als hauptverantwortlicher Rennleiter. Ich werde dem Truck-Grand-Prix immer verbunden bleiben und das wahrscheinlich in irgendeiner Form auch physisch. Ich war aber der Meinung, dass es nach 20 Jahren Zeit ist, sich von der vordersten Linie zurückzuziehen und Jüngeren Platz zu machen. Ob und in welcher Rolle ich weiter dabei sein werde, wird man sehen. Es wird aber in jedem Fall die zweite oder dritte Reihe sein.

Deine Geschichte ist schon etwas Besonderes. Du hast 1989 als Programmverkäufer angefangen, warst Mitarbeiter im Rennbüro, Leiter der Streckensicherung, hast den Go&Stop-Wettbewerb verantwortet und warst dann nach Jahren als stellvertretender Rennleiter selbst oberster Boss der sportlichen Organisation. Hat Dich diese ehrenamtliche Karriere selbst überrascht?

Ja, denn bis 1989 hatte ich überhaupt keine Verbindung zum Motorsport, war im Basketball und in der Leichtathletik aktiv. 1989 absolvierte ich meinen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr und assistierte in der Schreibstube Ali Schatz, der nicht nur Sportleiter beim AC Mayen, sondern auch Rennleiter beim Truck-Grand-Prix war. Der sagte mir schon nach drei Monaten: Du wirst mein Nachfolger. Und tatsächlich hat er mich über Jahre sukzessive aufgebaut und auch in die Organisation des Deutschen Motorsport Bundes (DMSB) eingeführt. Auch die Idee, dass ich mir zunächst einmal als Programmverkäufer auf der Haupttribüne die Veranstaltung ansehen sollte, war seine.

Nur wenigen gelingt es, sein Hobby zum Beruf zu machen. Du hast das geschafft. Als eigentlich ausgebildeter Verwaltungs- und Standesbeamter bist Du viele Jahre bei den Mayener Burgfestspielen als kaufmännischer Leiter tätig gewesen. Die sind mit über 30.000 Besuchern eine der größten Kulturveranstaltungen in Rheinland-Pfalz. War es ein Glück, Hobby und Beruf so miteinander verbinden zu können?

Ja, natürlich. Eine reine Verwaltungstätigkeit wäre auf Dauer nie mein Ding gewesen. Aber es ist natürlich auch kräftezehrend – im wahrsten Sinne des Wortes. Großveranstaltungen, egal ob Kultur oder Sport, sind immer eine besondere Herausforderung. Man hat eine große Verantwortung und diese, insbesondere bei Motorsportveranstaltungen, auch für Mensch und Leben. Aber grundsätzlich habe ich immer gesagt, zwischen einer Kultur- und einer Motorsportveranstaltung besteht der Unterschied darin, dass bei der Kulturveranstaltung, wie den Burgfestspielen, Schauspieler auf der Bühne stehen und im Motorsport Menschen in Autos im Kreis fahren. Das ganze Organisatorische drumherum ist nahezu identisch.

Dein Talent haben immer auch andere Veranstalter in Deutschland erkannt. Bei vielen Formel-1-Läufen auf dem Nürburgring warst Du stellvertretender Rennleiter, in der DTM zwei Jahre lang Racedirektor der Rahmenrennen. Eine Zeitlang warst du sogar Racedirektor der ADAC Masters Weekend und damit oberster Chef einer ganzen Serie. Wirst Du die ganz große Verantwortung, die ganz großen Aufgaben nicht vermissen?

Nein, alles hat seine Zeit. Ich habe schon vor vielen Jahren damit begonnen, mich aus vielen Aufgaben zurückzuziehen. Der Rückzug als hauptverantwortlicher Rennleiter beim Truck-Grand-Prix ist da so etwas wie das Finale. Meine beruflichen Verpflichtungen ließen andere Engagements irgendwann nicht mehr zu und der Hauptberuf, also die Burgfestspiele, lagen immer an erster Stelle. Für mich beginnt jetzt ein weiterer neuer Lebensabschnitt. Aber das heißt ja nicht, dass ich dem Motorsport und meinem Heimatclub AC Mayen nicht erhalten bleibe und mit Rat und Tat zur Seite stehe, wenn ich gebraucht werde und es zeitlich passt. Mein Herz schlägt weiter für den Motorsport und das Ehrenamt.

Was würdest Du jungen Menschen mitgeben, die sich vielleicht vorstellen können, in Deine Fußstapfen treten zu wollen?

Dass sich mit Fleiß, Ausdauer, Spaß an der Sache und natürlich auch Fortbildungen im Ehrenamt Türen öffnen können, die im normalen Berufsumfeld vielleicht so nicht möglich wären. Voraussetzung für eine Karriere im Ehrenamt ist, dass man die übertragenen Aufgaben genauso ernst nimmt, wie die im Berufsleben. Gerade in einer für Teilnehmer, Helfer und auch Besucher mitunter gefährlichen Sportart wie Motorsport.

Was machst Du mit der jetzt noch einmal mehr gewonnenen Freizeit? Du hast doch sicher Pläne.

Ich wohne seit vielen Jahren im beschaulichen Herschbach im wunderschönen vorderen Westerwald. Ich habe mir ein E-Bike gekauft und werde noch mehr Radfahren und mich um meine Gesundheit kümmern. Zudem möchte ich das mehr an Zeit nutzen, um mich um meine Familie zu kümmern. Ich bin im Herbst Opa geworden. Das ist wunderschön. Gemeinsam mit meiner Ehefrau haben wir viele Reisepläne. Also kurzum, ich werde Dinge tun, für Die ich jahrzehntelang keine oder nicht viel Zeit hatte. Aber das heißt, wie bereits gesagt nicht, dass ich auch dem Ehrenamt in irgendeiner Form erhalten bleiben werde.

Dann wünschen wir Dir alles Gute und hoffen natürlich, Dich im

kommenden Jahr – in welcher Form oder Funktion auch immer – beim ADAC Truck-Grand-Prix begrüßen zu dürfen.

Quelle: Text/Fotos ADAC-Mittelrhein

Mit freundlicher Genehmigung des ADAC-Mittelrhein