Gerd Körber – Auf ein letztes mal – zum Abschluss zwei dritte Plätze

Gerd Körber – Auf ein letztes mal – zum Abschluss zwei dritte Plätze

Alles hat seine Zeit, und diese ging für Gerd Körber beim letzten Rennen in Jarama zu Ende. Für viele Teammitglieder war es ein eigentümliches Gefühl, gehörte Körber doch seit der ersten Stunde zum Team Schwabentruck. Nach dem Motto „Wir sind alle wie eins“ wollte jeder im Team ein gebührendes Finale feiern. Für Gerd Körber ging es noch um Platz 6, IVECO-Kollege Jochen Hahn hatte sogar noch Titel­chancen. In der Teamwertung wollten sich die „Bullen von Iveco Magirus“ den zweiten Platz zurückholen. Für Wehmut war aber keine Zeit. Nach dem Sieg in Le Mans wollte man nachlegen. Georg „Schorsch“ Glöckler und Chefmechaniker Tscharlie Arnold ließen kein Detail ungeprüft. Einen Ausfall wollte man sich und Gerd Körber beim letzten Finale ersparen.

Samstag: Im Zeittraining und der anschließenden Super Pole ging alles seinen gewohnten Gang. Körber eroberte sich seinen geliebten achten Startplatz. Norbert Kiss wurde nachträglich disqualifiziert. Damit startete er aus derselben Reihe, aber der besseren Seite. Das erste Rennen am Tag wurde nicht einmal eine Runde alt. Ausgangs der ersten Kurve gab es ein großes Geschubse, jeder traf jeden. Am schlimmsten traf es Jose Rodrigues. Die Rennleitung stoppte darauf das Rennen mit der roten Flagge. Es grenzte an ein Wunder, aber alle Race-Trucks waren zum Re-Start wieder einsatzbereit. Körber hatte zwischenzeitlich die Luft angehalten, die Frontscheibe seines IVECO zierte ein Riss: „Ich wurde nach einem Crash schon wegen weniger aus dem Rennen genommen. Diesmal dürfen wir alle an den Start.“ Selbst Jose Rodrigues brachte seinen arg gebeutelten MAN wieder zur Startaufstellung und erreichte am Ende sogar einen starken siebten Platz.

Der Re-Start gelang und Körber schob seinen IVECO auf den sechsten Platz. Vor ihm lag Steffi Halm und sie musste sich über das gesamte Rennen gegen die Annäherungsversuche von Körber heftig wehren. Am Ende trennte beide knapp eine halbe Sekunde. Adam Lacko wurde zweiter vor Jochen Hahn und holte sich damit vor den letzten drei anstehenden Rennen den Europameistertitel.

Der Vize-Titel sollte an den bis dahin amtierenden Europameister Jochen Hahn gehen. Er musste nur Norbert Kiss hinter sich halten. Für Jochen Hahn war es, auch wenn er den Titel verloren hatte, ein sensationelles Jahr. Nach dem Titelgewinn 2016 wechselte er von MAN zu IVECO. Für beide Seiten war es am Anfang ein Abenteuer, für das beide Seiten am Ende mit dem Titel belohnt wurden.

Im zweiten Rennen hatte Körber einen sehr guten Start und lag hinter David Vrsecky auf dem zweiten Platz. Dahinter schob sich Antonio Albacete formatfüllend in den Rückspiegel von Körber. In der dritten Runde musste er nachgeben und den Spanier vorbeilassen. „Bei unserer letzten Begegnung ging es leider nicht so gut aus. Da hatte ich schon die Ziellinie in Sichtweite, als mir Antonio in den IVECO fuhr“; so Körber nach dem Rennen. Die beiden an der Spitze setzten sich ab, während Jochen Hahn bei Körber anklopfte. Beide lieferten sich einen sehenswerten Zweikampf um den letzten Podiumsplatz. Der Schwabe (Hahn) konnte machen, was er wollte, der Badener (Körber) bot keine Angriffsmöglichkeit und holte sich mit 3/10 Sekunden Vorsprung den dritten Platz. In der Teamwertung holten aber beide im ersten Rennen den dritten, im abschließenden Rennen den zweiten Platz.

Sonntag: Da war er wieder, der gewohnte achte Startplatz. Am Start hielt Körber seinen achten Platz und es schien, dass er diesen auch verteidigen wollte. Selbst Sascha Lenz musste anfangs keine Angriffe fürchten. Es schien, die Taktik von Körber hieß: „Achter werden und beim letzten Auftritt noch einmal von der Pole starten.“ In der neunten Runde vereitelte Albacete den Plan. Der rote MAN fiel plötzlich zurück und selbst Körber kam kampflos am Spanier vorbei und wurde siebter.

In der Teamwertung wurden die „Bullen“ dritter und damit war der zweite Platz hinter Buggyra sicher.

Zum letzten Mal stand Körber in der ersten Startreihe, neben ihm auf der Pole Lokalmatador Albacete. Beiden kamen gut am Start weg und behielten ihre Plätze. Im Verlauf des Rennens konnte sich Albacete absetzen und fuhr vor seinen Landsleuten einem Start-Ziel-Sieg entgegen. Körber spürte hinter sich den Atem von Hahn. Ein weiteres Mal boten beide ein heißes Duell, in dem sie immer wieder identische Rundenzeiten fuhren. In der letzten Runde schaffte es der neue Vize-Europameister an Körber vorbei. Beide IVECO-Fahrer enterten neben Albacete das Podium. Gerd Körber beendete damit eine beispiel­lose Karriere mit einem dritten Platz auf dem Siegerpodest. Bei seinem ersten Rennen 1987 war er auf dem Podium und nun bei seinem letzten Rennen. Als Sahnehäubchen gab es am Ende auch den Sieg in der Teamwertung beim Finallauf. Danach war es soweit; der Vorhang fällt.

Mit 153 Punkten wurde Gerd Körber 7. der Truck-Europameisterschaft 2017. In der Teamwertung belegen die „Bullen von Iveco Magirus“ mit 518 Punkten den zweiten Platz.

Bei der Meisterfeier wurde Gerd Körber von einem alten Weggefährten überrascht. Steve Parrish, Europameister 1994 und `96, war extra von England nach Jarama geflogen. Körber und Parrish wurden unter stehenden Ovationen auf die Bühne der FIA gebeten und gaben einige Anekdoten aus den letzten 30 Rennsportjahren zum Besten. „Ich war total überrascht als ich Steve sah, Wir haben uns über viele Jahre hinweg immer wieder um den EM-Titel duelliert. Steve war schon ein harter Hund. Es wurden auch einige Bilder aus der damaligen Zeit an die Wand projiziert. Ich bin eigentlich kein Typ, dem so was viel ausmacht, aber ich muss ehrlich sagen, unter dem Jubel der Leute und dem ganzen Drumherum war ich schon den Tränen nahe.“

War das nun der letzte Auftritt im Truck-Race von Gerd Körber? „Ja, es ist so. Ich höre auf. Es ist Zeit zu gehen. Ich möchte mich in Zukunft mehr um meine Familie und um unser Geschäft „Bickel-Tec GmbH“ kümmern. Das habe ich zwar auch bisher gemacht, aber es war immer sehr stressig. Jetzt möchte ich gerne ein Leben ohne Renntermine und Zeitplan. In all der Zeit sind meine Frau Neema und unsere Kleine, Serafina, viel zu oft zu kurz gekommen. Man darf ja auch nicht vergessen, ich mache jetzt fast 40 Jahre Motorsport“.

Aber so ganz geht man ja nie. Daher lässt sich auch Gerd Körber ein kleines Hintertürchen offen. „IVECO und das Schwabentruck-Team werden 2018 wieder an den Start gehen. Dabei wollen sie einen Fahrer einsetzen, der in der EM mitfährt. Man hat mir das Angebot gemacht, weiterhin Mitglied der „Familie IVECO / Schwabentruck“ zu bleiben und nächstes Jahr auf jeden Fall am Nürburgring anzutreten. Vielleicht werde ich tatsächlich bei dem einen oder anderen Rennen ins Volant greifen.“

Gibt es etwas, was der dreifache Europameister in den letzten 30 Jahren bereute? „Nein, alles im allem bereue ich kein Jahr. Jedes Jahr, jedes Rennen vom Kartsport beim RMSV Urloffen bis hier in Jarama, war eine unbeschreibliche Geschichte. Egal, ob Licht oder Schatten, ich möchte keinen Moment missen. Aber jetzt freue ich mich auf neue Aufgaben und einem neuen Kapitel in meinem Leben.“

Was auf jeden Fall bleibt, ist ein Platz in der Hall of Fame der Truck-Race Legenden für „Mister Truck Race“.

 Text/Foto: Gerd Körber